Volunteere Berichten: Janine Teil 1 (Frühling 2017)

Liebes Tagebuch,

zwei Monate, vom 2. Januar bis zum 2. März, verbrachte ich in Portugal bei Sharon und Steve. In der Zeit hatte ich einige Höhen und Tiefen. Und am Ende flog ich noch nicht einmal alleine zurück nach Hause..

Man muss dazu sagen, dass ich in einer Zeit kam, in der nur eine portugiesische Volunteerin da war und es zusätzlich Sharon sehr schlecht ging. Dadurch verteilte sich der Großteil der Arbeit auf nur zwei Personen. Und zwei Wochen nach meiner Ankunft ging die Portugiesin auch noch woanders arbeiten...

Der Stall war dabei aber voll mit Pferden und die Meisten davon mussten sich mit nur einem (!) Roundpen abwechseln. Zusätzlich kamen Ende Januar auch noch 30 neue Pferde, wovon einige eine Sonderbehandlung brauchten.

So bestand der ganze Tag nur aus Arbeit.

Doch jetzt fangen wir erst mal ganz am Anfang an.

Mein Name ist Janine und ich mache im Moment ein „Erfahrungssammeljahr“ bis zum Wintersemester 2017, welches ich zwischen Abitur und Studium geschoben habe. 2016 machte ich also mein Abitur und arbeitete bis Weihnachten bei Mercedes am Band, hinter der Bar und auf dem Bremer Weihnachtsmarkt. 2017 sollte dann mein erster Auslandsaufenthalt sein. Mir war es wichtig, dass ich mich dort ehrenamtlich engagiere, es bestenfalls mit Pferden zu tun hat und ich wirklich etwas bewegen kann. Auf einem ausländischen Ferienhof Ausritte mit vermutlich unglücklichen Pferden (bedingt durch nicht passender Ausrüstung oder zu schweren Reitern)  führen oder Reitunterricht geben, kam für mich aber nicht in Frage.

So wie es der Zufall wollte, besuchte ich im September einen Kurs bei ways2liberty mit meinem Pferd und sah ein wenig später bei Facebook den geteilten Beitrag von „Ihre Stimme Portugal“ auf Patricia von Schwedes Chronik.

Nach kurzem Hin- und Herschreiben mit Miri war der Flug gebucht.

Sorgen oder irgendwelche Gedanken, dass es nicht klappen könnte, habe ich mir gar nicht gemacht. Klappt schon!

Zurück ließ ich also mein Pony Candy in den besten Händen bei meiner Mama. So konnte ich ganz sorglos meinen Koffer packen.

- Die Anreise -

Morgens um 6 Uhr ging mein Flug von Hamburg nach Lissabon. Es war mein erster Flug alleine.

Beunruhigend war für mich im Flugzeug kurz vor dem Start, dass die Stewardessen nur portugiesisch und sehr unverständlich Englisch sprachen. Aber mir die „Sicherheitskarte“ anzuschauen, die vor mir im Sitz steckte, kam mir ebenfalls beunruhigend vor. Ich ging ja nicht davon aus, davon Gebrauch machen zu müssen.

Das Flugzeug wackelte, gerade als das Frühstück serviert wurde (TAP Portugal ist nur zu empfehlen 😉 ), echt ziemlich.

Aber ich hatte mehr Angst davor, dass mir der Kaffee auf die Hose schwappte, als dass wir abstürzen. Meine Sitznachbarn waren ein altes portugiesisches Paar, welches nicht besonders gut roch und interessiert in einem Gespräch war. Zum Glück saß ich am Fenster und konnte die Städte bei Nacht bestaunen. Ich liebe Fliegen!

Während des Fluges flog mein Handy bei einem erneuten starken Wackeln unter meinen Sitz und ich musste den jungen Herren hinter mir wecken, damit ich es wiederbekam.

Er erwies sich als sehr freundlich und wir unterhielten uns etwas. Später traf ich ihn bei der Gepäckausgabe und beim Taxistand wieder.

Ich fand einen super lieben Taxifahrer mit dem ich mich über Pferde unterhielt. Ich war doch etwas unsicher, in einem unbekannten Land alleine Taxi zu fahren. Vermutlich ich habe zu viele Filme über Entführungen gesehen 😉

Aber dieser liebe Taxifahrer machte mich so zuversichtlich, dass ich ihm ein ordentliches Trinkgeld gab.

Am Busbahnhof wartete ich eineinhalb Stunden, bis ich mit meinem Bus drei Stunden nach Beja fuhr. Mein Busfahrer fuhr so rasant, dass man sich und seine Sachen festhalten musste, bevor alles durch den Bus flog. Aber das ist wohl normal hier.

Angekommen am Busbahnhof in Beja holten mich Sharon und Steve ein wenig später mit ihrem uralten BMW ab. Ich war doch etwas erschrocken, dass dieses rostige, kaputte und echt dreckige Auto noch fährt.

Wir gingen noch kurz einkaufen, wo Steve sich gleich einmal erkundigte, was ich so essen mag. Sharon telefonierte die ganze Zeit. Das wäre wohl normal, meinte Steve nur.

Der Weg zur Farm war sehr abenteuerlich. Man fuhr über winzige Dörfer auf unbefestigten Straßen.

Nach etwa 20 min waren wir da, wurden von den fünf Hunden freudestrahlend empfangen und ich lernte die portugiesische Volunteerin kennen. Sie war von Anfang an sehr freundlich und gab sich sehr viel Mühe mir alles auf Englisch zu erklären.

Mein Zimmer war etwas kalt, so wie der Rest des Hauses. Es gibt leider keine Heizungen, stattdessen werden Abends kleine Elektroheizungen in den Schlafzimmern angeschaltet.

Die Wärme spürte man allerdings erst recht spät. Genauso abenteuerlustig sind die Duschen! Es konnte immer nur einer zur Zeit duschen und wenn die Waschmaschine läuft oder jemand abwäscht, kann man es komplett vergessen. Die Dusche wird einfach nicht warm! Und genau das war der Fall an meinem ersten Tag.

Doch bevor ich diese Erfahrung machte, ging es noch raus zu den Pferden zum Füttern. Auf dem Weg hoch zum Stall erzählte mir Sharon einige Geschichten über die einzelnen Tiere. Wahrscheinlich musste sie mir die später nochmal erzählen, da ich erstens einfach nur müde war und zweitens noch etwas Probleme mit dem Englisch hatte. Das reine Schulenglisch lehrt halt doch nur die Basics.

Ich half dabei, das Heu zu füttern, während Sharon das Müsli vorbereitete, welches auf jedes einzelne Pferd abgestimmt war. Die Heuqualität war leider nicht so, wie ich es aus Deutschland gewohnt bin... Dabei war es schon die beste Qualität, die man dort zu dem Zeitpunkt bekommen konnte!

Nachdem alle Pferde im Stall und auf der Weide daneben versorgt wurden, fuhren wir mit dem Jeep und Anhänger voll beladen mit Futter und Heu zu den Pferden, die nicht direkt am Stall standen. Dadurch dauerte das Füttern schon über eine Stunde.

Zurück im Haus gab es dann leckeres Essen von Steve und ich ging todmüde zu Bett.

Fortsetzung folgt, liebes Tagebuch 😉

 

Deine Janine