Volunteere Berichten: Janine Teil 2 (Frühling 2017)

 

Liebes Tagebuch,

die nächsten Tage verbrachte ich damit, die tägliche Hofroutine und all die lieben Tiere kennenzulernen.

Die Esel und Ponys, die frei auf dem Hof leben, beeindruckten mich sehr mit ihrer großen Gelassenheit. Ich fand es spannend zu beobachten, wie sie ihren Tag selbstständig gestalteten. Mal waren sie beim Heu (und zerstörten die noch geschlossenen Heuballen, vielen Dank auch!), aßen etwas Gras oder lagen einfach irgendwo in der Sonne auf dem Hof.

Die süße Bridget schloss ich dabei besonders in mein Herz. Sie war so unperfekt perfekt und dabei mit einem wirklich starken Charakter. Sie mochte zum Beispiel nicht an jeder Stelle angefasst werden und machte das deutlich mit einem zickigem Quietschen.

Auch wenn Eddy mal wieder abhanden gekommen war (zum Beispiel durch das Loch im Zaun zu Sharons Pferden, welches mittlerweile aber geflickt wurde) stand sie die ganze Zeit unglücklich am Zaun und wartete auf ihren kleinen Macho, der ihre Liebe überhaupt nicht würdigte.

Genauso fand ich es beeindruckend, dass die Pferde hier rund um die Uhr Heu haben (da können sich noch einige Ställe hier in Deutschland eine Scheibe von abschneiden). Dreimal am Tag wurde Heu verteilt und wenn nötig, auch häufiger. Zusätzlich wird darauf geachtet, dass die Boxen immer schön sauber und kuschelig eingestreut sind.

Doch auch die Realität in Portugal holte mich direkt ein. Sharon erzählte mir von ihrem Nachbarn, der einige Schafe hält. Eines Tages sah sie ein Lamm von ihm, dessen Mutter gestorben ist, alleine schreiend nach seiner Mama. Sie sagte, dieses schreckliche Schreien riss ihr das Herz aus. Jedoch könne sie nichts an dieser Situation ändern, da der Nachbar nicht mit sich reden ließe. Ab und zu hörte man ihn bis zur Farm, wenn er wieder betrunken mit seiner Mutter schimpfte. Ja, auch ich habe das schon gehört.

Zudem besitzt er Sophies Bruder, der als Welpe schon an der Kette vor sich hin vegetieren muss. Eine alte Öltonne dient ihm als Schutz vor Wind und Regen.

Seinen traurigen, leblosen Blick habe ich noch heute vor Augen..

Jedenfalls bezeichneten wir diesen Nachbar nur noch als „the devil“. Was absolut berechtigt ist!

Die tägliche Stallarbeit, das Rein- und Rausbringen der Pferde und Wasser geben erledigte ich gemeinsam mit der Portugiesin. Die Arbeit verteilte sich dabei normalerweise über den gesamten Tag, vom Frühstück bis zum Abendbrot der Pferde. Das lag daran, dass meine liebe Kollegin einige Kaffee und Snackpausen einlegte. Sie meinte, so könne sie die Arbeit mehr genießen. Ich hingegen hätte am Liebsten den Großteil schon vorm Mittag erledigt, damit mehr Zeit für andere Dinge bleibt. Da unterschieden sich einfach unsere Ansichten. So machte ich dann oft den Großteil der Arbeit alleine und wurde nur mit einem „typisch Deutsch“ abgestempelt.

In der dann gewonnenen Zeit schnappte ich mir oft meine Kamera und versuchte, die mir genannten Fotowünsche von den TVP-Admins zu erfüllen. Hab ich natürlich gerne erledigt. 🙂

So war mein Tag prall gefüllt und ich konnte in der Nacht wunderbar 10 Stunden durchschlafen.

Ein Highlight und das erste Mal Gänsehaut war an meinem 2. oder 3. Tag, als die drei Jährlinge Sylvie, Liberdade und Holly zum ersten Mal in ihrem Leben frei auf eine großen Wiese durften. Sie waren so artig beim Führen auf dem Weg zu der etwas entfernten Wiese und gaben ordentlich Gas, als endlich der blöde Strick ab war.

Und genau da wusste ich, dass ich am richtigen Ort gelandet bin. Weit weg von Zuhause, in Portugal mitten im Nichts, umgeben von Menschen, die ihr ganzes Herzblut da hinein stecken, diesen armen Tieren eine Stimme zu verleihen

Bis zum nächsten Mal, liebes Tagebuch

 

Deine Janine